Sonntag, 17. Oktober 2010

Colorado, Kansas - und leider auch ein Ende!

Moin moin,

heute möchte ich euch noch schnell von den letzten drei Wochen berichten. Nachdem ich in meinem letzten Post ja im Eilgang Richtung Fort Morgan, Colorado, unterwegs war, und in den Wochen einige Meilen zurückgelegt hatte, waren die beiden Wochen in Fort Morgan wieder etwas ruhiger - aber auch nur etwas. Das Problem: Für ein anderes Projekt mussten wir unbedingt Maisstroh pressen, und für Maisstroh war es eigentlich noch zu früh. Da das andere Projekt jedoch eine Deadline hatte, mussten wir es irgendwie möglich machen. Zu den anderen Vorführungen bin ich deshalb immer mit einem sehr wachsamen Auge gefahren, um doch noch eine Fläche zu finden, auf der der Mais schon gedroschen war.
Neben den Dreschern gab es natürlich auch noch andere Maschinen bei der Ernte zu sehen:
Aber hier erst einmal Bilder von der Körnermais Ernte auf einem "Dryland" Standort - also ein Standort ohne künstliche Bewässerung.




Der geerntete Mais wurde übrigens direkt zu einem nahe gelegenen "Feedlot" (zu deutsch: Rindermastbetrieb) gefahren, und dort an der betriebseigenen Siloanlage abgeladen.
Im Gegensatz zu dem Dryland-Standort hier mal ein Bild von der Maisernte auf einem bewässerten Standort. Zwar hat der Häcksler die falsche Farbe - was man auch direkt in der Häckselqualität sieht -
doch möchte ich mit diesem Foto ja auch nur sowohl die noch deutlich grünere Farbe als auch den deutlich höheren Wuchs dokumentieren.



Wie ihr seht - die Häckselqualität ist einfach umwerfend! Ich war schon schwer beeindruckt - oder heißt es schockiert? Dass mal ein Korn nicht angeschlagen wird - OK, aber das man halbe Kolben in der Silage findet.... Vielleicht ist's gewollt.


Auch die Bestellung der abgeernteten Felder hat schon wieder begonnen.

Hier war gerade "Tankstopp" angesagt. Mit der kleinen Überladeschnecke wurde das Saatgut direkt in die Drillmaschine gefüllt. Ein einfaches System, das schon etwas nach Eigenbau aussieht - aber funktioniert hat es sehr gut.
Und dann haben wir doch noch einen gefunden! Hier kommt der König (oder zumindest sein kleiner Bruder) unter den Häckslern. Immer wieder cool zu sehen, wie der dicke Strahl aus Häckselgut einen Truck nach dem nächsten füllt - untermalt von einem bärig starken Sound. Nicht so ein schepperndes etwas wie am Vortag - nein, hier arbeiten die Profis!


Auch auf dem Betrieb am Silohaufen dann bärenstarke Technik. Der Walzschlepper mit seinem mächtigen Schild und den vielen Zusatzgewichten machte schon einen gewaltigen Eindruck. Und mit Leichtigkeit hat er fast eine ganze Truckladung den Hügel hinauf geschoben....


Auch die Zuckerfabrik in Fort Morgan läuft auf Hochtouren. Ein Truck nach dem anderen kommt mit neuen Rüben angefahren. Übrigens heißen diese schon recht interessant aussehenden Auflieger "Bullet" - für alle, die es interessiert. Entladen wir dann unten - über zwei bewegliche Klappen. Dieses System (auch "Bottom Dump" genannt findet hier drüben sehr verbreitet Anwendung.




Leider konnte ich bisher keine Rodeaktivitäten vor die Linse bekommen, da die ganze Rodeoperation am Wochenende immer gestoppt wird. Bei den noch recht hohen Temperaturen lassen sich die Rüben nicht sonderlich gut lagern, und deswegen wird nur so gerodet, wie die Fabrik Rüben benötigt. Allerdings konnte ich in Erfahrung bringen, dass anstelle von Selbstfahrtechnik wie Eurotiger oder Terra Dos immer noch die gezogenen Roder verwendet werden, und auch das geteilte Verfahren (eine Maschine kröpft die Rüben, und dann kommt die andere Maschine und gräbt sie aus) ist hier immer noch Stand der Dinge.

Also, wie ihr seht, im Moment gibt es viel zu sehen. Aber komme ich doch noch einmal zurück zum Pressen. Auch hier habe ich viel Verschiedenes gesehen.
Erst einmal habe ich natürlich wieder Grasheu und Alfalfa gepresst. Da das aber langsam nichts neues mehr ist, gibt es ausnahmsweise mal keine Bilder davon. Viel interessanter war für mich nämlich Maisstroh und Sorghum (Sorgumhirse).

Aber zuerst zum Maisstroh - nachdem wir den Schredder geholt hatten, konnte es auch quasi schon losgehen. Leider hat sich mal wieder keiner erbarmt, und Fotos während des Einsatzes gemacht, so dass ich euch nur ein paar Bilder von den Ballen, von einer Kundenmaschine mit Ballen in der Kammer sowie dem Schredder auf der Straße zeigen kann. Es sei nur soviel gesagt - Maisstroh pressen ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Sehr viel Dreck und Sand machen den ganzen Pressvorgang quasi Materialmordend. Ich habe mit 99% gepresst, und hatte gerade mal 45 bar in der Kammer. Da sieht man schon, wie schlecht der Ballen durch die Kammer rutscht. Auch die Knoterreinigung sollte man besser jeden halben Ballen einmal blasen lassen, und die Knoter muss man ebenfalls gut im Auge behalten. Nicht selten passiert es, dass ganze Maisstängel sich durch die Schlitze direkt in die Knoter schieben. Das Ergebnis: Ab und zu findet das Garn mal nicht in den Knoter, da Maisstängel im Weg sind. Im großen und ganzen funktioniert die BiG Pack jedoch sehr gut, und Vergleichstests eines Kunden, der in Zukunft jährlich etwa 800.000 Tonnen Maisstroh pressen muss, haben ergeben, dass die Krone BiG Pack 1290 HDP derzeit die wirtschaftlichste Presse dazu ist.




Diese Ballen haben übrigens um die 1540 lbs (700 kg) gewogen - und das bei 8 ft. (2,4 Meter) Länge. Mein schwerster Maisstrohballen hatte 1750 lbs (790 kg). Leider war er so dicht gepackt, dass ich kaum noch mit meinen Zinken von der Waage hinein kam, und noch größere Mühen hatte, den Ballen wieder los zu werden.

Neben Maisstroh hatte ich aber auch noch Sorghum zu pressen.
Auch dieses Material war absolutes Neuland für mich - aber es hat wunderbar funktioniert. Übrigens handelte es sich um den zweiten Schnitt, der mit etwa 3-4 ft (0,9 - 1,2 Meter) nicht mehr sehr üppig ausgefallen ist. Aber seht selbst:








Vor allem der "Kleine" vom Kunden hatte gut an der Last zu schleppen. Die Ballen, die ca. alle 50 Sekunden aus der Presse plumpsten (bei 8 mph und ca. 26 Schichten pro Ballen) hatten gute 800-880 kg. Der Kunde, der sonst nur Rundballen presst, war vor allem von der Geschwindigkeit beim Pressen und der guten Stapelbarkeit der Ballen schwer beeindruckt.

Am 11. Oktober ging es dann auf die finalen Meilen Richtung Garden City, Kansas. Noch einmal 320 Meilen in 8 Stunden, aber was sind schon 8 Stunden?




Am Wegesrand konnte ich wieder Maschinen der kleineren Bauart betrachten....



.... und je mehr ich in die "Great Plaines" eintauchte, desto mehr säumten die großen "Grain Elevator" (Siloanlagen) den Wegesrand. Während man gerade im Sünden von Good Old Germany Ortschaften gerne mal anhand des Kirchturms ausmachen kann, sieht man in dieser Gegend meistens zuerst eine riesige Siloanlage.


Hinter dieser Siloanlage verbergen sich dann noch ein Postamt, ein Mc. Donalds und ein paar Häuser. Die meisten haben jedoch je nach Ortschaft die Fenster vernagelt, und sehen so aus, als ob die letzten 50 Jahre keiner mehr zu Hause war. Dann gibt es meistens noch ne Tankstelle, und das war's. Zwischen den Ortschaften liegt immer meilenweit nur "Nichts".


Und auch wenn Kansas einen Willkommen heißt - wirklich gut gefallen tut es mir hier nicht. Irgendwie wirkt alles etwas trostlos. Aber egal.


Das Ziel ist vor Augen!


Garden City ist das Ziel meiner langen Tour - und ich habe es erreicht. Die Woche gab es noch einige wenige Vorführungen - eine hat mich noch einmal kurz nach Oklahoma geführt - und neben Maisstroh haben wir hier Alfalfa gepresst. So spät im Jahr wird das Heu pressen jedoch dann auch schon wieder recht anspruchsvoll. Morgens ist alles klatschnaß, da der Tau zu dieser Jahreszeit doch schon sehr üppig ausfällt, und gegen Mittag, wenn dann die Sonne wieder richtig zum Vorschein kommt, wird alles in kürzester Zeit staubtrocken.
Aber was soll ich sagen - wir haben auch das noch gemeistert, und am 15. Oktober 2010 habe ich nach 6,5 Monaten auf der Straße - oder "On the Road" - meine Vorführtour hoffentlich erfolgreich beendet.

Aber hier einige Fakten zur Tour:

Ich habe mit meinem JCB 8250 und der Presse insgesamt 10140 Meilen in 563,3 Stunden zurück gelegt. Das entspricht 16319 Kilometern.

Die längste Etappe hatte 430 Meilen, und hat 12,5 Stunden reine Fahrzeit gedauert.

Auf der Tour habe ich 10 Staaten besucht - Kalifornien, Nevada, Oregon, Washington, Idaho, Utah, Wyoming, Colorado, Kansas und Oklahoma.

Ich habe zusammen mit 18 Händlern vorgeführt.

Dabei haben wir genau 90 Felddemonstrationen gemacht. Allerdings hatten wir bei etlichen Terminen deutlich mehr als einen Kunden im Feld. Eine genaue Zahl, wie vielen Kunden wir die Presse vorgeführt haben, habe ich im Moment noch nicht. Ich denke aber, dass wir so ungefähr bei 160 - 180 unterschiedlichen Kunden liegen dürften.

Die Presse hat 150 Stunden gearbeitet. Somit habe ich Verhältnis von 1 : 3,75. Soll heißen, auf eine Stunde Pressen kamen 2,75 Stunden auf der Straße.

Den Ballenstand der Presse würde ich euch auch gerne nennen, nur gibt es hier ín den USA ein kleines Gewinnspiel. Um etwas zu gewinnen, muss man möglichst genau den Zählerstand am Ende der Tour raten. Deswegen gibt es den noch nicht! Ist aber auch nicht so wichtig. Vielleicht so viel: Ich musste fast 0,8 Kilometer fahren, um einen Ballen zusammen zu bekommen.

Der höchste Pass, den ich überquert habe, war über 3000 Meter hoch. (Auf der Etappe Grand Junction - Fort Morgan)

Der schwerste Ballen hatte 1200 kg - ok, war mit 18% etwas zu feuchtes Alfalfa Heu.

Im Regelfall konnte ich die 4x4 ft (120 x 120 Kanalmaß) Pressen im Bezug auf Geschwindigkeit und Gewicht schlagen. Die 3x4 ft (90 x 120 Kanalmaß) Pressen stellen nicht wirklich eine Herausforderung dar.

Gepresst habe ich Alfalfa, Gras, Gerstenstroh, Weizenstroh, Haferstroh, Sorghum und Maisstroh.

Die höchste Geschwindigkeit habe ich in Colorado im Grasheu erziehlt. 17 mp/h (ca. 27 km/h) waren auf dem Feld möglich. Die kurvenbahnlose Pick Up EasyFlow hat dabei einen sehr überzeugenden Job gemacht, und es ist so gut wie kein Material im Feld liegen geblieben.

Über verkaufte Einheiten schreibe ich an dieser Stelle nichts - nur so viel: Es war sehr erfolgreich, die Verkaufszahlen sind nur aus Kalifornien bereits zweistellig, und es gibt viele weitere Interessenten.


So, wie geht's weiter?

Das Kapitel "BiG Pack Roadshow 2010" ist an dieser Stelle erst einmal abgeschlossen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich der schönen, aber auch sehr anstrengenden Zeit hinterher. Die Arbeit bei so einem Projekt ist schon immens, und das Leben in Hotels und auf der Straße ist nicht gerade erholsam. Meistens gehen die Wochenenden komplett mit Vorbereitung, Nachbereitung oder aber Vorführungen drauf, und die Tage hatten nicht selten weniger als 12 Stunden. (Mein längster Arbeitseinsatz hatte übrigens 25 Stunden - von Morgens 3:00 Uhr bis zum nächsten Morgen 4:00 Uhr. Man presst hier halt vorzugsweise Nachts.
Derzeit bin ich wieder in Fort Morgan, wo wir Anfang der Woche noch drei Tage mit der BiG Pack 12130 im Maisstroh pressen wollen. Danach habe ich noch etwa 1200 Meilen zurück nach Reno, Nevada ,vor mir, und am 28. Oktober steige ich in den Flieger - zurück in die Heimat.
Nach einem kurzen Urlaub werde ich dann voraussichtlich ab der zweiten Novemberwoche wieder in Spelle in der Verkaufsförderung anzutreffen sein.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei euch für das Interesse an meinem Blog bedanken, mich aber auch dafür entschuldigen, wenn es zwischendurch mal etwas längere Zeit nichts Neues von mir zu hören gab.

Für alle, die bisher noch nicht genug haben - es wird über die Tour eine Dokumentation in Form einer DVD geben. Dazu hatte mich ein Filmteam insgesamt neun mal an interessanten Orten besucht, und wir haben neben der Presse im Feld noch viele andere tolle Geschichten rund um das Thema "Landwirtschaft in den USA" gedreht. Einerseits beeindrucken natürlich die Dimensionen hier drüben, andererseits gibt es aber auch viel Neues zu entdecken. Mehr zu der DVD wird es in Kürze auf der Krone Internetseite ( http://www.krone.de/ ) sowie in einem allerletzten Post auch in diesem Blog geben.

Also, bis dahin wünsche ich euch alles Gute - und vielleicht sieht man sich dann ja mal in Spelle z.B. bei einer Werksbesichtigung oder aber auf einer der nächsten Messen.

Gruß Niklas